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Am Samstag, 16. September 2023 führte der TFV an der Thurgauer Sport-Tagesschule Bürglen den Event «Fussball trifft auf Rugby» durch. Ziel der Veranstaltung war es, der Fussballszene den Rugby-Sport näher zu bringen, verbunden mit der Suche nach Antworten auf die Frage, was der Fussball vom Rugby lernen kann.
Im ersten Programmpunkt ging es darum, Rugby zu erleben und zu verstehen. Dazu konnten die Besucherinnen und Besucher ein Schnuppertraining absolvieren unter der Leitung des RC Tägerwilen. Die Teilnehmenden konnten so die Kraft und die Dynamik dieser Sportart unmittelbar spüren. Es vermittelte auf spielerische Weise eindrücklich das, was diese Vollkontaktsportart ausmacht. (siehe Erlebnisbericht von Linda Wamister auf tagblatt.ch)
Die nächste Steigerung war das Demo-Spiel, welches der RC Tägerwilen den Besucherinnen und Besuchern bot. Auch wenn mannschaftsintern und rein freundschaftlich gegeneinander gespielt wurde: Es ging ganz schön zur Sache. Die Kontrahenten zeigten dem Publikum einige sehenswerte Spielzüge. Auf jeden Fall machte dies Lust auf mehr Rugby – die ideale Vorbereitung auf die Übertragung des WM-Spiels Wales:Portugal.
Wo liegen die Unterschiede?
Beim ersten Podium moderierte Patrick Forrer, Verbandssekretär OFV und Sportkommentator, gekonnt und mit Witz die spannende Diskussion der beiden Schiedsrichter François Molette (Rugby) und Benjamin Aggeler (Fussball). Die Kernfragen dieser ersten Gesprächsrunde drehten sich um die Unterschiede in der Kommunikation und dem Umgang zwischen Schiedsrichtern und Spielern.
Im Rugby darf nur der Mannschaftsführer oder je nach Situation sein Stellvertreter mit dem Schiedsrichter sprechen. Im Fussball kommentieren gefühlt Alle, vom Spieler über den Trainer bis zu den Zuschauern, die Entscheide des Unparteiischen. Und nicht selten kommt es zu Rudelbildungen. Ein Schiedsrichter nimmt in der Regel einen getroffenen Entscheid nicht zurück. Schon gar nicht, wenn er auf Knien angefleht wird oder eine Drohkulisse vor ihm aufgebaut wird. Eine Korrektur erfolgt nur dann, wenn er selbst merkt, dass er einen groben Fehlentscheid getroffen hat.
Diese Theatralik wird in den Profi-Ligen medienwirksam vorgelebt und am Wochenende auf den Fussballplätzen des Breitenfussballs nachgeahmt.
Wie wird beeinflusst und sanktioniert?
Im Rugby geschieht die Beeinflussung auf subtile Art, indem der Mannschaftsführer den Schiedsrichter auf Dinge Aufmerksam macht. Beispielsweise wenn ein Spieler immer wieder mit dem Ellbogen voran attackiert oder ein unfaires Tackling ansetzt. Er bittet den Schiedsrichter, vermehrt darauf zu achten. Im Fussball geschieht dies laut, gestenreich und theatralisch. «Es hat sich in den letzten Jahren eine schlechte Kultur entwickelt», bilanziert Beni Aggeler.
Die Sanktionsskala im Rugby bietet verschiedene Möglichkeiten. Neben der Androhung einer gelben Karte, kann der Schiedsrichter einen Freistoss schrittweise um zehn Meter versetzen oder zugunsten des Gegners umkehren. Dadurch kann er die einzelnen Eskalationsstufen sehr gut steuern. Wie im Fussball gibt es gelbe und rote Karten, wobei die gelbe Karte einen Ausschluss des Spielers für zehn Minuten zur Folge hat.
Ob dies im Fussball auch sinnvoll wäre, wird oft diskutiert. «Hier muss die Machbarkeit im Breitenfussball abgewogen werden. Denn dies bedeutet zusätzliche Komplexität und Aufwand für den Schiedsrichter», erklärt Beni Aggeler.
Was fördert Fairplay?
Beim zweiten Podium beleuchtete Patrick Forrer mit Kilian Graf, Captain der zweiten Mannschaft des Rugbyclub Winterthur und Joel Pfister, Präsident des FC Tobel-Affeltrangen 1946 das Thema aus Sicht von Mannschaft und Verein.
Auf die Frage hin, wie man als «Dorfverein» die Fairplay-Trophy des OFV gewinnen kann, meint der Präsident: «Die Basis ist, dass wir guten Fussball spielen. Fairplay fängt bei uns schon bei den Kleinsten an, mit den kleinen Dingen wie Handshake, dass man sich aufhilft nach einem Foul.»
Und im Rugby? «Ein Aspekt sind die Rituale. Man muss als Mannschaft eine Spielerkultur pflegen, die zeigt, so funktioniert das Spiel auf dem Platz. Wichtig sind auch mannschaftsinterne Mechanismen, bei denen Spieler zurechtgewiesen werden», ergänzt Kilian Graf. Für ihn gilt das Motto «play the ref», was so viel bedeutet wie Spiel mit dem Schiri und nicht gegen ihn. Der Schiri ist nie schuld an einer Niederlage. Diese Grundhaltung muss von klein auf etabliert werden.
Welche Schlussfolgerungen bleiben?
Abschliessend lässt sich zusammenfassen, dass einige Tugenden des Rugbys auch dem Fussball guttun würden. Die Idee, dass nur der Captain mit dem Schiri kommuniziert, hat Charme. Wichtig ist dann aber die konsequente Anwendung.
Schliesslich stellt Patrick Küng, Präsident des TFV fest, dass vieles auf unseren Fussballplätzen extremer geworden ist und dass immer mehr gemotzt wird. Er ist überzeugt, dass dem entgegengewirkt werden muss. Dazu diente auch dieser Event.
Dieser Event wurde gesponsert von Jürg Schär, Bobby Rast und Daniel Schneider von der Swiss Life, Generalagentur Thurgau.
Thurgauer Fussballverband, 21.09.2023/E. Maurice
(Bilder: Thurgauer Fussballverband)